Review:
Es gibt Rapper und Musiker. Sir Serch aus Berlin zählt sich zu Letzterem. Sein musikalischer Horizont ist breit gefächert: Free-Jazz, Drum'n'Bass, Funk, Electro und natürlich Rap, sind Einflüsse, die seine Musik prägen. Mit der 18 Track starken LP "Hasenfuss", will er eine Brücke von Berlin ins französische Lyon (seine zweite Heimat) schlagen und sich als Ausnahmekünstler etablieren. Bei den Produktionen wird er von DrumKid, V.Raeter und V.Mann unterstützt, nach Features sucht man vergeblich. Ich bin gespannt, wie sich Sir Serch auf seiner zweiten LP präsentiert und lass mich einfach überraschen
Im Pressetext heisst es "Sir Serch's Sprache ist klar, fantasievoll und facettenreich", dem kann man nur zustimmen. Das spiegelt sich unter anderem im "Intro" wieder, auf dem der Berliner seine Vergangenheit revue passieren lässt. Ein weiterer Beleg dafür ist "Lyon". Sir Serch berichtet über seine Zeit in Lyon, wo er bei einer Gastfamilie lebte. Interessant ist, dass er es schafft mit Worten, Bilder zu malen "Mein Gastvater war sichtlich Alkoholabhängig / mit Blähbauch und zwei Beinen wie Notenständern / und seine Frau war früher sicher attraktiv / er hat sie ausgesagt wie mein Discman Batterien". Die Produktion von DrumKid ist sehr melodisch und zwingt den Hörer förmlich dazu, sich zurückzulehnen. Das Gleiche gilt für "Melodie". Das Vocalsample ist genial und fügt sich perfekt in den, mit Pianoeinlagen gespickten, Beat ein. Sir Serch setzt sich auch hier als guter Lyricist in Szene und schildert, wie er von einer Melodie in den Bann gezogen wird "Es ist nur ein Klavier, eine Stimme und ein bisschen Bass / ich dreh ein Stückchen lauter und da entwickelt sich was / irgendwas rüttelt, ich wach und da trifft mich der Schlag / der Rhythmus hat mich gepackt, meine Füsse wippen im Takt". Sehr schöner Track! Funk gibt es auf "Groove", ein perfektes Gegenstück zu vielen Standardproduktionen. Gitarre, Drums und Bass bieten eine klasse Vorlage für Sir Serch, welcher auch in Sachen Flow Eigenständigkeit beweist. Im Allgemeinen ist hier sowieso eines an der Tagesordnung: Eigenständigkeit. So lässt der Künstler es sich auch nicht nehmen, einen elektronischen feel good-Song a lá "Sommerzeit (RMX)" auf sein Album zu packen. Serch's Hang zur Komik und Ironie manifestiert sich unter anderem in Tracks wie "Jungle", "Kommt nicht nach Berlin, denn hier stirbt man schnell, denn hier stirbt man schnell". Wer jetzt denkt hierbei handelt es sich um einen 0815-Stadt-Representer oder gar um einen Song für die Straße, der befindet sich in einem drastischen Irrtum. Denn Sir Serch macht alleine durch seine Betonung schon klar, dass das Ganze nicht so gemeint ist, wie es zunächst aussieht. Den endgültigen Beweis liefert der Inhalt, welcher von Berlin als Großstadtdschungel berichtet und ihre Einwohner als Anakondas, Krokodile, Schlangen und Schimpansen beschreibt. "Retrospektive" ist ein solider Track, der nach dem böse stampfenden "Natur", wieder für ein wenig Ruhe sorgt. Wem es immer noch an Geschichten mangelt, dürfte nach "Alptraum" vollkommen zufrieden sein. In diesem Alptraum wird Serch von einer Person verfolgt, der er zu entfliehen versucht, am Ende wacht Serch letztendlich auf. Ein klares Highlight (eines von vielen) der LP. Vor allem durch das Zusammenspiel von Serch und dem Beat, wird dem Hörer hier eine fast schon beängstigende Paranoia vermittelt. Eine Ode an die Musik ist der gleichnamige Track "Musik". Sir Serch versucht teilweise den Begriff Musik zu definieren "Musik bringt mich in Stimmung zwischen Extremen / du denkst, du findest ihr Geheimnis, doch es gibt kein System / du verstümmelst deine Freiheit, wenn du es zu finden bestrebst / der Rhythmus lebt und in dir selbst ist alles was du brauchst, um ihn zu verstehen". Auch hier wird der Beat durch ein Klavier ergänzt, was somit auch perfekt zum Konzept des Songs passen dürfte. Zum Thema Musik passt auch "Noo!", denn schließlich wollte Sir Serch schon immer nur musizieren. Der einzig wirklich nervige Track auf "Hasenfuss" ist "Danke". "Roman, Esther, Theresa, Danke", so beginnt jede Zeile bei diesem Track, natürlich mit unterschiedlichen Namen. Die LP wird von den V.Mann Skits ergänzt, deren Sinn sich mir jedoch nicht ganz erschließt. Inhaltlich handeln sie von einem Frosch, einem Bär und einem Moloch. Ob das jetzt nun Metaphern sein sollen, kann ich wirklich nicht sagen.
Allein die Tracklist lässt schon erahnen, dass dieser Tonträger kein gewöhnliches Rap-Album ist. "Hasenfuss" glänzt durch Serch's Wortwahl, interessante Themen und musikalische Beats. Vor allem die Beats heben sich von vielen Rap-Produktionen ab und wissen zu Überzeugen. "Lyon", "Melodie", "Groove (Session)" und "Sommerzeit (RMX)" sind da repräsentative Beispiele. Falls man hier unbedingt nach makeln suchen will, dann wäre das Serch's ziemlich eigener Flow. Hierbei liegt es allerdings im Auge des Betrachters, ob man das als positiv oder negativ auffasst. Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Album ein weiterer Beweis dafür ist, dass Spoken View mittlerweile die Anlaufstelle Nummer eins, für alternativen Hauptstadt-Rap ist. So kann es weiter gehen!
"Wir waren besonders motiviert. Dieser Trainer Camacho, Caramba oder wie der heißt, hat vor dem Spiel im spanischen Fernsehen gesagt, Fußball in Deutschland ist nur bumm, bumm, bumm. Nächstes Mal soll er die Fresse halten".
Giovane Elber Momentaner Lieblingssong: Joker Feat. Jessie Ware & Freddie Gibbs-The Vision
"Wir waren besonders motiviert. Dieser Trainer Camacho, Caramba oder wie der heißt, hat vor dem Spiel im spanischen Fernsehen gesagt, Fußball in Deutschland ist nur bumm, bumm, bumm. Nächstes Mal soll er die Fresse halten".
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Da hast du Recht, ist einer der besten Tracks! Serch studiert übrigens Schauspiel (habe ich grad mit dem Video asoziiert
)
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"Wir waren besonders motiviert. Dieser Trainer Camacho, Caramba oder wie der heißt, hat vor dem Spiel im spanischen Fernsehen gesagt, Fußball in Deutschland ist nur bumm, bumm, bumm. Nächstes Mal soll er die Fresse halten".
Giovane Elber Momentaner Lieblingssong: Joker Feat. Jessie Ware & Freddie Gibbs-The Vision
Ihr könnt bei den Reviews unter anderem auch auf "Bewertung der Hörer" klicken um eure vergebenen Kronen tatsächlich in die Wertung mit einfliessen zu lassen. Wir müssen das mal besser kennzeichnen
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Richtig,macht das mal,die 2,5 Kronen sehen so hässlich aus
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"Wir waren besonders motiviert. Dieser Trainer Camacho, Caramba oder wie der heißt, hat vor dem Spiel im spanischen Fernsehen gesagt, Fußball in Deutschland ist nur bumm, bumm, bumm. Nächstes Mal soll er die Fresse halten".
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