Tracklist:
01. Working Late (Skit)
02. The Coathanga (Feat. COS)
03. Mannibalector (Feat. Crookwood & COS)
04. Look What I Did (Skit)
05. Look It's A Dead Body
06. Sooner Or Later (Feat. Mr. Blap)
07. Fucc Off Again (Skit)
08. Suicide Watch (Feat. Devious, Lauren Brinson, First Degree The D.E. & Don Rob)
09. Spit It Out (Feat. COS)
10. Red Dead Bodies (Feat. G-Macc)
11. Blinded By Desire (Feat. Lauren Brinson)
12. Friday Night (Feat. COS)
13. The Visit (Skit)
14. I C U (Feat. Tech N9ne)
15. I'm Not Perfect (Feat. G-Macc, COS, & Crookwood)
16. I Don't Think My Momma Ever Loved Me (Feat. Mr. Blap & Irv Da Phenom)
17. Eating Fingers (Skit)
18. Therapy Session (Feat. Bleezo, Big NoLove, Sav Sicc & Skitzo)
19. It Happens (Feat. First Degree The D.E. & Tall Cann G)
20. Takin' Online Orders (Feat. Tech N9ne)
21. Outro (Skit)
Review:
Ist schon ein komischer Typ, dieser Brotha Lynch Hung, mit all seinen abartigen Gedankengängen, die er zu Papier bringt. Seit Anfang der neunziger Jahre macht dieser komische Typ, dessen bürgerlicher Name Kevin Mann lautet, nun den Untergrund von Sacramento und der restlichen Westküste mit arschcoolen und zugleich eiskalten Flows, eigenwilligen und zumeist schwer nachvollziehbaren Texten und düsteren, oft selbst produzierten Beats unsicher und gilt als einer der Pioniere des Genre Horrorcore. Zwischenzeitlich zog er sich hinter die Kulissen seines Labels Madesicc Music zurück, unterstützte langjährige Weggefährten wie COS, kämpfte mit manischen Depressionen und spielte sogar mit Rücktrittsgedanken. 2010 erschien dann aber das von Fans langersehnte siebte offizielle Studioalbum "Dinner And A Movie" des 42-jährigen Rappers; der Auftakt einer Trilogie, die nun mit "Coathanga Strangla" in die zweite Runde geht.
Die CD knüpft dann auch genau da an, wo "Dinner And A Movie" sein Ende fand - nur eine logische Konsequenz aus dem Konzept der angekündigten Trilogie. Wer sich an die für Strange Music typischen Hochglanz-Produktionen des ersten Teils bereits gewöhnt hat, wird auch an "Coathanga Strangla" in Sachen Beats nicht viel auszusetzen haben, denn die musikalische Umsetzung dieser lässt fast keine Sekunde zu wünschen übrig. "The Coathanga" stell genau das auch gleich unter Beweis: Auf einem schwerfälligen, von Pianos und Synthesizern begleiteten und an Filmmusik erinnernden Instrumental setzt Hung nach wenigen Sekunden in gewohnter Stärke ein und erinnert die Hörer daran, dass er "still locc to da brain" und "nothing to fool with" ist; wäre zwar nach dem letzten Horrorszenario in CD-Format nicht nötig gewesen, aber Vorsicht ist, wie vor allem der Serienmörder weiß, besser als Nachsicht. Gut, wer nun erwartet, auf einen Brotha Lynch Hung, wie man ihn von "24 Deep" und "The Season Of Da Sicness" kennt, zu treffen, der wird ein klein wenig enttäuscht sein. Zwar spittet er immer noch auf einem technisch wahnsinnig hoheh, wenn nicht sogar höheren Level, jedoch keinesfalls mehr so extrem lässig und zugleich eiskalt und unberechenbar wie auf eben erwähnten Klassikern - Style und Technik sind dann eben doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Hört man allerdings "Look It's A Dead Body", den ohne Frage besten Track der CD, ist auch das vergessen: Drumpattern, die so hart sind wie der Bizeps Schwarzeneggers zu seinen besten Zeiten, treffen hier auf bedrohliche Bläser und einen Brotha Lynch Hung in Topform. Glücklicherweise kommen auf diesem Track seine Gehilfen mal nicht zum Zug, denn er hätte jeden einzelnen von ihnen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken zerstört; Labelboss Tech N9ne inbegriffen. Und wo wir schon einmal bei den Gästen sind: Weniger wäre hier mehr gewesen, denn Brotha Lynch Hung ist einer der Emcees, die locker in der Lage wären, einen ganzen Langspieler auf den eigenen Schultern zu tragen und auch bei einem Album diesen Formats, wäre es wünschenswert gewesen, wenn er die Feature-Beiträge in Grenzen gehalten hätte. Doch weiter im Text: So bedrohlich und kraftvoll "Look It's A Dead Body" dann war, so depressiv schallt "Sooner Or Later" aus den Boxen, vor allem dank der wunderbaren Hook Mr. Blap's. Herzschmerz eines gezeichneten Psychopathen, der ganz genau weiß: "Sooner or later she gonna break my heart". Auf der Suche nach Friede, Freude, Eierkuchen verrent man sich in diesem Langspieler so oder so. Gute Laune lassen weder Soundteppich noch Brotha Lynch Hung oder Gäste zu, außer man hat einen Fetisch für ekelhafte Perversionen und die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche; wäre also auch durchaus was für Fans typischer Death-Metal-Lyrik. Dem fragwürdigen Schreiben des Protagonisten steht auch ein COS in keiner Weise nach, wie man auf dem durchaus gelungenen "Friday Night" zu hören bekommt. Da färben sich Wände dann schon mal blutrot, natürlich ohne Pinsel, Farbe und anderem überflüssigen Schnickschnack: In Sacramento dient Blut naiver Opfer als favorisierter Anstrich heimischer Wohnräume. Eben erwähnter Weggefährte des "Baby eatin' niggas" aus dem Garden Blocc kommt auch auf "Spit It Out" zum Zug, ebenso depressiv wie "Sooner Or Later", diesmal allerdings ohne Gesangs-Hook, dafür aber mit einem überzeugenden Brotha Lynch Hung in selbiger und den Parts. Dass Serienkiller paranoid sind und besser auch sein sollten, ist klar und wird von beiden Rappern auf erwähntem Track nochmal deutlich unterstrichen, während dreckige Drums auf ein klares Piano treffen und man sich als Hörer förmlich in die Hauptfigur des Hörspieles hineinversetzen kann - ähnlich wie bei Dexter Morgan sogar droht, mit ihm zu symphatisieren. Dem allem steht auch Labelboss und Querdurchstarter Tech N9ne in nichts nach: Auf "I C U" spitten er und Brotha Lynch Hung über einen Beat, der an das Schaffen von Produzenten aus den Südstaaten Nordamerikas erinnert, dabei viel leichter aus den Boxen dröhnt als die restlichen Instrumentals der CD und dem Hörer vorheuchelt, Zeit zu haben, das bisherige Geschehen etwas zu reflektieren; doch halten beide relativ wenig davon, einen Gang zurückzuschalten, kraftvoll spucken sie gleichermaßen stark über das ihnen zur Verfügung gestellte Beat-Gerüst. Songs wie "I'm Not Perfect" und "Therapy Session" schallen zwar gekonnt aus den Boxen, sind allerdings keine Highlights der Platte, dafür konstante Ware zwischen den fetten und eher mageren Anspielpunkten. Inhaltlich wird auf diesem Album, wer hätte es bei einer Trilogie erwartet, genau das fortgesetzt, was auf "Dinner And A Movie" seinen Anfang nahm, und auch die Skits, die sich dank rotem Faden wie auf ebendiesem Vorgänger hervorragend in das Konzept Mann's einfügen und den Hörer an Audioschnipsel eines Kriminal-Filmes erinnern werden. Mit "Fucc Off Again" gibt es dann auch ein Sequel zu dem fast gleichnamigen Skit des letzten Werkes. Weniger zu überzeugen vermögen hingegen das in der Mitte befindliche "Suicide Watch" wegen der eher mäßigen Hook und das gegen Ende servierte "I Dont Think My Mama Ever Loved Me" wegen des sehr schwachen und, anhand der restlichen Qualität des Langspielers, deplaziert wirkenden Instrumentals. Ist dann auch das Outro am Ende seiner Spielzeit angelangt, könnte man dem Longplayer eine gewisse Uniform bezüglich des einen oder anderen Beats vorwerfen; die Augen flirten da dann auch durchaus mal mit der Skip-Taste. Das beste Beispiel ist "Blinded By Desire": zwar technisch gut umgesetzt, kennt man aber schon und wirkt abgesehen von der Performance des Protagonisten recht langweilig. Schlussendlich sind das jedoch die einzigen wirklich gravierenden Makel, die man dem vorliegenden Langspieler vorwerfen kann.
"Coathanga Strangla" geht Hand in Hand mit seinem Vorgänger: ein Brotha Lynch Hung, der zumindest aus technischer Sicht keine Gefangenen macht, Produzenten, die ihr Handwerk beherrschen und den Star des Albums mit der nötigen Untermalung seiner Horrorszenarien versorgen, Gäste, die passen wie die bekannte Faust aufs Auge. Falsch macht Spyderman auf dem zweiten Teil seiner Trilogie zwar wenig bis nichts und auch seine Lyrik ist nach wie vor großartig, doch steht der Hörer auch vor keinem rundum perfekten Release, dafür vor einem starken Album, das sich mit minimalen Abstrichen sehr gut hören lässt und den Vergleich mit anderen großartigen Veröffentlichungen der Jetztzeit nicht scheuen muss.
Ich gebe 4, ist ein klasse Album bei dem eigtl. alles stimmt: Beats, Flows, Texte.
BLH ist schon so ein kleiner Gott wenn es darum geht Atmosphäre aufzubauen, meine Favoriten sind "The Coathanga", "Sooner Or Later" (Gänsehaut!!!) und "Spit It Out", alles in allem ein wenig schlechter als "Dinner And A Movie" aber trotzdem sehr gut!
Ich hab gerade in "Return of Da Siccness" reingehört. Das trifft genau meinen Geschmack vom Flow und Beats als alter Westcoast Nerd. Aber die Texte gehen garnicht, haha.
Grandioses Album, das Brotha Lynch Hung da abliefert. Besonders der Aufbau dieser besonderen Atmosphäre ist, wie schon erwähnt wurde, wirklich sagenhaft. Durchgehend düstere & bitterböse Tracks, die er uns da beschert. Brotha Lynch Hung ist für mich wirklich einer dieser Rapper, bei denen es erstaunlich ist, auf was für einem konstanten Niveau sie ihre Releases halten, das Album kann vom ganzen Erscheinungs- bzw. Soundbild her auch aus den 90ern stammen, wie seine ersten starken Alben. Highlights rauszusuchen ist hier ganz schwer, sehr weit vorne dürfte auf jeden Fall das bereits erwähnte "ICU" mit Tech N9ne, sowie "Sooner Or Later" (Gänsehaut pur!) oder "The Coathanga" liegen. Ausfälle gibt es für mich keine, lediglich die Hook auf "It Happens" kann nicht ganz meinen Geschmack treffen. Die vielen Featuregäste finde ich persönlich überhaupt nicht schlimm, da auch sie einwandfreie Auftritte abliefern und einige Tracks auch nur wegen den Gästen diese besondere Wirkung erhalten.
Gehört für mich zu den Top 5 Releases im starken Jahr 2011 und das muss ja schon etwas heißen.
Fav. Artist: Big K.R.I.T., Kendrick Lamar, Freddie Gibbs Fav. Crew: The Roots, Slaughterhouse, Cunninlynguists Fav. Producer: Kno, Rob the Viking, The Alchemist, Clams Casino
Also ich würde es jetzt nicht in die Top 5 einordnen. Der Flow ist schon stark, wenn auch nicht so gut wie Tech N9ne (bei Takin Online Orders), und an der Produktion hab ich nichts auszusetzen, aber der Inhalt ist nur anfangs "lustig", beim 5. Hören ödet er mich eher an.